Waldgang | Druckgrafiken von Christiane Werner | Leipzig

Ausstellungsdauer bis 12. September 2021

Freitag 16.00–18.00 Uhr & Sonntag 14.00–16.00 Uhr geöffnet.

www.karandash.de

 

Frankenpost 19. Juli 2021

Waldgang,

so der Titel der Ausstellung, die uns einen Einblick in das druckgrafische Werk der Leipziger Künstlerin Christiane Werner gibt. Ausgehend vom Studium der Textil- und Wandteppichgestaltung an Kunsthochschulen in Berlin und Halle/S. entdeckte sie in der Auseinandersetzung mit den vielfältigen Ausdrucksformen der Kunst, die Druckgrafik für sich. Dieses Medium bietet ihr den Spielraum, die Ausdrucksmöglichkeiten, die ihrer künstlerischen Intention entsprechen. Hier setzt sie um, was in täglichen Notizen in Form von Stift- und Pinselskizzen entsteht.

Waldgang – Wald, allein das Wort beschwört in uns eine Flut ambivalenter Bilder, Gedanken und Sehnsüchte. Die Basis hierfür bilden für jeden von uns mit Sicherheit Märchen und Geschichten, denen wir als Kinder gebannt lauschten, da wurde im Wald verzaubert, sich verlaufen, sich versteckt, zahllose hilfreiche und zweifelhafte Wesen bevölkerten diesen schier unendlichen imaginären Raum. Beim Spielen im Wald wurden wir zu Rittern, Räubern, Entdeckern, Abenteurern, versuchten ganz mutig mulmige Gefühle zu überspielen, wenn da in der Dämmerung etwas leuchtete wie Augen, nein wir fürchteten uns nicht. Auch nicht bei der lang ersehnten Übernachtung im Zelt im Freien, wenn all die seltsamen Geräusche, die durch die dünne Zeltwand  drangen, Unheimliches verhießen… Der Wald als Zufluchts- und Rückzugsort, dem einen Kathedrale mit einem Gewölbe aus Blättern und flirrendem Licht, ein Ort des Durchatmens und Innehaltens, dem anderen ein Ort des Bezwingens, des Unterwerfens, der Reduzierung auf Festmeter. Hier treffen Mensch und Tier aufeinander – Jäger und Gejagte. Ein fortwährendes Inbesitznehmen und Verdrängen. Der Wald inzwischen umkämpft im Widerstreit der Interessen. Nichtsdestotrotz bleibt die Magie des Ortes – im Wald umfängt uns Rauschen, Vogelstimmen, Rascheln, Knistern, Plätschern, wir beobachten, fühlen uns aufgehoben. Und dann ist da das Düstere, Geheime, Unsichtbare, was knackt da, war das ein Knurren, ein Grollen, Sturm, der Stämme bricht, Blitz der Bäume spaltet, alles verschlingendes Feuer? Die ewige Angst vor der Gefahr, die überall lauern kann… Der Waldgang als Innenschau unseres Selbst, unserer Phantasien, unserer Erinnerungen, unserer Ängste – vielleicht.

Durch ihre Arbeiten gewährt uns Christiane Werner Teilhabe an ihrer gedanklichen und somit künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Mysterium Wald. Zu der letztlich die durch die Pandemie entstandene Isolation jedes und jeder Einzelnen führte.

Zurückgeworfen auf sich selbst.

Bot doch während des Lockdowns der nächstgelegene Park oder Auwald die Chance für eine kleine Auszeit und die Möglichkeit sich etwas freier bewegen zu können. Es entstanden eine Reihe von Linolschnitten, die sich diesem Thema auf unterschiedliche Weise nähern wie in den Arbeiten „Rauschen“, „Raubtier“ oder „Unter-Holz“. Christiane Werner arbeitet, so scheint es, mit spielerischer Leichtigkeit. Sie ist eine Sammlerin, so findet sie Anregung in Textfragmenten, lässt sich inspirieren von naturwissenschaftlichen Phänomenen, der Wandlung von Stoffen, sowie dem Wandel der Zeit und deren prägenden Vorstellungen, eine weitere Quelle sind eigene Erinnerungen an Begegnungen, an Gegenstände – aus diesem reichen Fundus entstehen immer neue phantasievolle Grafiken mit Blick auf das Hier und Jetzt. Verstärkt wird die Wirkung der Drucke durch immer wieder unerwartete Farbkombinationen. Dabei arbeitet sie gleichermaßen mit zarten Nuancen und mit kräftigen Farben, oft Komplementärfarben. Selbst, wenn das Motiv bleibt, sich aber die Farben verändern, führt dies zu vollkommen anderen Wahrnehmungen und Assoziationen. Immer geht es um die Ebene unter dem Offensichtlichen, das Unterschwellige, oft nicht in Worten Fassbare.

Natürlich spürt man mitunter auch das Lächeln beim Ausloten von Grenzen, bei der Wahl und dem Zusammenfügen von Motiven. Es ist diese Lebendigkeit, die diesen Grafiken innewohnt und deren Reiz man sich kaum einziehen kann.

Gestatten Sie mir zum Abschluss noch ein Wort zu den zur Anwendung kommenden Drucktechniken. Der Linolschnitt ist den meisten geläufig. Klassisch einfarbig oder mehrfarbig mittels mehrerer Platten entstehend oder die Arbeit anhand der verlorenen Platte. Bei der nach jedem farbigen Druckgang, Flächen aus der Platte genommen. Viel komplizierter verhält es sich beim Lichtdruck. Einem Mitte des 19. Jhd. entwickeltem Druckverfahren zur Herstellung von Reproduktionen und Faksimiles… An dieser Stelle bitte ich, dass Sie sich mit Fragen dazu direkt an Frau Werner wenden…

Swanti Bräsecke-Bartsch, Galerieleiterin, Juli 2021

Infos zum Lichtdruck unter: https://karandash.de/hochdruck.html#lichtdruck