30. Mai – 4. Juli 2021
Menschen und Landschaften gesehen von Bruno Mooser (1925-2009)
Diese Ausstellung gibt gleichermaßen einen kleinen und einen großen Einblick in das Werk Moosers. Einen kleinen, da beschränkt auf Schwarzweiss-Fotografie und auf räumlich nah beieinanderliegende Gegenden – den Bayerischen Wald und Niederbayern und immer wieder Straubing. Groß hingegen ist die Zeitspanne, während der die hier zu sehenden Arbeiten entstanden, sie umfasst nahezu 50 Jahre. 50 Jahre in deren Verlauf sich Lebens- und Sichtweisen rasant verändert haben. Das Leben durch den technischen Fortschritt ein Tempo aufgenommen hat, dem man manchmal kaum standhalten kann. Nachrichten, Bilder aus aller Welt Wichtiges und Unwichtiges prasseln im Sekundentakt auf uns nieder.
Die Fotografien Moosers hingegen sind Momente der Stille, des Hinschauens. Da ist der Hammerschmied, der selbstbewusst und stolz in die Kamera schaut, Kinder neugierig und skeptisch, Menschen im Alltag, die für den Augenblick des Fotografiert-werdens in ihrem Tun kurz innehalten. Wie das alte Paar auf dem Foto „Nach dem Futterholen“. Man kann sich vorstellen, wie sie sich gleich abwenden werden, um die Tiere zu versorgen.
Oder die alte Bäuerin Balbina wird nach der Anstrengung, den Kopf zu heben, um zu schauen, wer sie besucht, wieder ins Kissen sinken… In diesem Bild kommt die Nähe, das Vertrauen, der Respekt zwischen den Porträtierten und Bruno Mooser ganz besonders zum Tragen. Die Menschen lassen ihn ein in ihr Leben, er darf sie zeigen, wie sie sind und wer sie sind – nicht mehr und nicht weniger.
Dieses „Sein lassen“ können wir in Moosers sämtlichen Landschafts- und Waldfotografien ebenso beobachten. Ein wilder Bachlauf, üppig wuchernde Pflanzen am Boden, das zarte Geäst eines laublosen Baumes im Winter, der majestätisch in die Höhe ragende Stumpf eines gebrochenen Baumes, all das hält er fest, einem Chronisten gleich.
So breitet Mooser eine Sammlung kostbarer Augenblicke vor uns aus, die zum einen der Vergänglichkeit entgehen und uns zum anderen, die Welt mit seinen Augen sehen lassen. Mooser, der seiner Leidenschaft für die Fotografie zum Teil berufsbegleitend, größtenteils aber neben seinem Beruf als Lehrer für Hörgeschädigte folgte, hinterlässt uns ein bemerkenswertes Œvre.
In seinen Aufnahmen wird sichtbar, wie nachhaltig ihn die großen Fotografen wie bspw. Henri Cartier-Bresson in der Wahrnehmung beeinflusst haben. Moosers Gefühl für Bildaufbau, Licht und Schatten, Strukturen steht ganz in dieser Tradition. Und natürlich ist das Sehen, das Gespür für den richtigen Moment unabdingbar, um Fotos wie das vom „Genesungsheim“ machen zu können. Das Gebäude groß und erhaben am Berghang von zwischen den Wolken hervorbrechenden Sonnenstrahlen beschienen – hell gleißend… Im Vordergrund, im Schatten, nur als Silhouette wahrnehmbar, eine von der Last, die sie zieht, gebeugte Gestalt, fortstrebend. Hier treffen Welten aufeinander wie sie unterschiedlicher kaum sein können.
Wer neugierig auf das Werk Moosers geworden ist, hat die Möglichkeit, in den aufgelisteten Publikationen mehr zu sehen. Herzlichen Dank möchte ich an Frau Dr. Krenn vom Stadtarchiv Straubing richten für die unkomplizierte und vertrauensvolle Leihgabe der Fotografien.
Swanti Bräsecke-Bartsch, Galerieleiterin, Mai 2021