still leben | Malerei Marion Lucka | Thierstein
Aprilblumen | Öl
Vernissage | Freitag | 9. September 2022 | 18.00 Uhr
Ausstellungsdauer | 11. September – 20. November 2022
still leben
stilles Leben, Ruhe, Rückzug, willkommenes In-Ruhe-gelassen-werden, Innehalten, Isolation, Einsamkeit, ein in Klausur gehen, leben im Kokon?
Was immer still leben für jeden einzelnen bedeutet, ist es doch ein Zustand, den wir mehr oder weniger unfreiwillig durch die äußeren Umstände der letzten Jahre erfahren haben.
Stilles Leben.
Willkommen oder nicht – fest steht, plötzlich veränderte sich die Wahrnehmung, man sah und hörte Dinge bewußt zum ersten Mal. Unverhofft lag ab und an ein freier Tag vor einem wie ein Geschenk, man hatte schon fast Scheu es anzunehmen. So ungewohnt diese Freiheit in auferlegtem vermeintlichen Gefangensein.
Wie tief mag solche Veränderung in ein Leben hineinwirken, dass ohnehin geprägt ist von einer hohen Sensibilität gegenüber sämtlichen Regungen und Erschütterungen im menschlichen Mit- und Gegeneinander. Rückgezogenheit auf dem Land, einmal mehr Zuflucht suchend im Niederschreiben der Empfindungen mit Pinsel und Farbe auf Leinwand. Genau das bestimmt den Alltag der Malerin Marion Lucka.
Auch wenn die hier gezeigten Arbeiten nicht alle während der letzten beiden Jahre entstanden sind, korrespondieren sie mit dem Titel der Ausstellung. Alle Bilder verstehe ich als Seelenlandschaften. Geprägt durch die ganz eigene Handschrift der Malerin, alles wird ausgearbeitet, nichts bleibt im Unklaren, ob zart oder düster beklemmend.
Symbole und Ornamente in den Bildern erinnern an die Formensprache traditionsgebunder Volkskunst des Nordens oder Osteuropas. Diese unbewußten Einflüsse oder nennen wir es Zitate in Kombination mit den surrealen Bildwelten und den mitunter expressiven Farbräumen, geben Luckas Arbeiten ihre Besonderheit. Angemerkt sei an dieser Stelle, dass die Künstlerin ihre Gemälde ohne Vorskizzen schafft und sich stattdessen im Prozessdes Malens intuitiv treiben lässt.
Alle Bilder haben etwas Traumwandlerisches, Eigenwilliges, ein sich nicht Einverleiben-lassen- wollendes. Es sind bildgewordene Träume, wie schon erwähnt, mal leichtfüßig daherkommend, dann unheimlich beklemmend.
Wir sehen uns einer Reihe von Porträts, Frauenporträts, gegenüber, Gesichter mit geschlossenen Augen, träumend, schlafend, lauschend, still, stark und sanft Die vorwiegend in Grün gehaltenen Figuren und Hintergründe verströmen Gelassenheit. Man könnte meinen die Figuren fänden Zuflucht und Geborgenheit unter einem grünen lichtdurchdrängten Blätterdach, manchmal entsteht fast der Eindruck die Szenerie befinde sich unter Wasser.
Beinahe madonnenhaft, so empfinde ich es, ist die Vogelfreundin dargestellt, dazu im hellen Licht, was dieses Portrait auffällig macht wie auch das Fehlen jedweder Bedrohung.
Ebenso besonders die „Warme Reise“, die trotz des Blaus keineswegs kühl wirkt, wir spüren das Meer, das wohlige Treibenlassen…
Anders die Arbeiten, denen wir uns im Nachbarraum gegenübersehen, hier brechen sich Zweifel, Ängste eine Bahn, Buchstaben bilden verschlüsselte Botschaften. Die Farbpalette der Bilder macht Wunden sichtbar, die sich nicht schließen wollen. Symbolhaft hier die nachtschwarzen Vögel, in diesen surrealen Welten immer genügend Nahrung findend.
Im Gegensatz dazu das Motiv der durchaus wehrhaft und selbstbewußten „Sommerkönigin“. Wir begegnen hier dem direkten Blick der Figur, sie stellt sich uns entgegen, nicht bereit zu weichen, sie behauptet blütengeschmückt ihren Platz.
Die Reihe von Stillleben zeigen weder ein stilles Leben, noch sind sie im klassischen Sinn ein nature morte. Es rankt, kriecht und krabbelt auf diesen Stillleben, sie wollen es gar nicht sein – wollen nicht still sein.
In ihnen, wie in allen Bildern Luckas, kommt Leidenschaft, Neugier, Lust und Erotik zum Tragen… Ich darf Sie nun einladen, sich etwas Zeit zu nehmen, um sich in den hier zur Verfügung stehenden Bildwelten ein Stück weit treiben zu lassen.
Swanti Bräsecke- Bartsch
Ausstellungseröffnung, 9. September 2022
Presse | Frankenpost